Europameisterschaften der Masters in Eindhoven/Holland
von Ines Peters-Försterling
Kathrin Spies schwimmt in die Top „Five“ bei den Masters-EM in Eindhoven
Eindhoven/NL. Nach über einwöchiger Dauer ging mit den 14. Europameisterschaften der Masters im holländischen Eindhoven ein Mammutevent mit über 5000 Teilnehmern in den drei Fachsparten Schwimmen, Wasserspringen und Synchronschwimmen zu Ende. An sieben Wettkampftagen bot das Pieter van den Hoogenband Zwemstadium eine beeindruckende Kulisse für kleine und große Momente, und vor allem für viele Europarekorde sowie Edelmetall, auch aus Deutscher Sicht.
Mit Robert Keul (AK 65), Kathrin Spies und Fabian Grün (beide AK 30) waren in Eindhoven drei Schwimmer des Marburger SV 1928, drei Schwimmer von insgesamt 1218 Athleten des DSV, am letzten Tag der Schwimmwettbewerbe vertreten.
Noch bevor man in die „heiligen Hallen“ des Wettkampfgeschehens eintaucht, wird holländische Geschichte geschrieben. Im Eingangsbereich befinden sich die Portraits von den erfolgreichsten Schwimmern der Niederlande, die sich für ihr Land im internationalen Vergleich, angefangen bei Europameisterschaften über Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen im Medaillen- und Rekordranking für ihr Land verdient gemacht haben. Neben Pieter van den Hoogenband darf natürlich das „niederländische Zugpferd“ Inge de Bruijn nicht fehlen, die neun Jahre nach ihrem letztem offiziellen Rennen bei den Olympischen Spielen in Athen 2004, bei der diesjährigen Masters-EM in der AK 40 auf ihrer Paradestrecke über 50 m Freistil an den Start ging.
Beladen mit unglaublichen Storys, Lebensgeschichten und Medaillen in allen Farben, gelangt man auf den Tribünenbereich, das imposante 50-Meter-Becken eindrucksvoll von oben überblickend. Hinter dem Wettkampfbecken liegt verdeckt das Sprungbecken, außerdem verfügt die Anlage (selbstverständlich) über ein 50-Meter-Trainingsbecken mit vier Bahnen. Eine 1a-Wettkampfstätte, wovon man in Marburg nur träumen darf. Der Außenbereich bestückt mit dem sogenannten „Promo“-Village, gibt dem Sportler jegliche Möglichkeit zum Verweilen und Auftanken zwischen den Wettkämpfen oder einfach danach.
Am vorletzten Wettkampftag angereist, hieß es für die Marburger Schwimmer erstmal „Wasser schnuppern“. Wasser ist für Schwimmer bekanntlich nicht gleich Wasser! Zumindest zeigten sich unsere Drei recht zufrieden, mit allem was man vorfand.
Freitag, 06. September 2013 - der Wettkampftag
Einschwimmen von 06.00 Uhr bis 07.45 Uhr. Nicht jedermanns Sache, aber was will man machen!? Kathrin Spies musste als Erste des Marburger Trios über 200 m Brust auf die Bahn. Im sogenannten „Call Room Swimming“ angemeldet, marschierten alle zehn Schwimmer (je nach Laufeinteilung) gemeinschaftlich in die Schwimmhalle ein. Mit der sechstschnellsten Zeit von 2:57,00 Minuten gemeldet, durfte sich Kathrin als Drittplatzierte der Deutschen Meisterschaften durchaus Chancen auf die vorderen Plätze ausrechnen. Konzentriert und von Anfang an nach vorne orientiert, überzeugte sie mit einem eindrucksvollen Rennen in 2:56,98 Minuten. Am Ende bedeutete diese Zeit für sie einen hervorragenden 5. Platz. Masters-Europameisterin mit neuem Europarekord wurde die Russin Natalia Vinokurenkova in 2:38.46 Minuten.
Während die Tribünen in der Wettkampfhalle am Morgen überschaubar blieben, änderte sich das frappierend, als die Wettkämpfe über 50 m Freistil anstanden. Bevor Robert Keul und achtzig Läufe (!!) später Fabian Grün die Wettkampfbühne betreten konnten, brachte der Auftritt von Inge de Bruijn die Halle regelrecht zum kochen. Ob man wollte oder nicht, im Sog der Masse hat es niemanden mehr auf den Sitzen gehalten. Gänsehautfeeling pur! Als Topfavoritin ging Inge de Bruijn über 50 m Freistil ins Wasser und schlug mit Europarekord in 26,63 Sekunden im Ziel an. Der Jubel unserer holländischen Nachbarn war verständlicher Weise ungebrochen.
Zwischendurch ein Lob für die Organisatoren, Sprecher, Kampfrichter, Helfer, Auswerter usw., die die 36 Schwimm-Wettbewerbe mit teilweise mehr als 12 Altersklassen (!!) zügig abwickelten, so dass für die Vielzahl von Schwimmern die Wartezeiten auf den jeweiligen Start so gering wie möglich gehalten wurden.
In seiner 40-jährigen „Karriere“ im Masterschwimmsport, hat Robert Keul schon so manchen großen internationalen Wettkampf ziemlich erfolgreich bestritten, davon allein drei Europameisterschaften, aktuell also die Vierte. Im Vorfeld durch eine Schulterverletzung ausgebremst, war Robert mit seiner Leistung über 50 m Freistil so gar nicht zufrieden. Immerhin landete er in Jahresbestzeit in seiner Altersklasse 65-69 auf dem 29. Platz. Das Feld wurde von dem Deutschen Dieter Seifert vom SV Poseidon Hamburg in 28,66 Sekunden angeführt.
Achtzig Läufe später … (geschwitzte 1 ½ Stunden)
Bei seiner ersten Masters-EM war für Fabian Grün im Vorfeld die Zielvorgabe mit einem Platz unter den Top 10 bei seinem 50-Meter-Freistilsprint klar gesteckt. Es reichte am Ende nicht ganz. In einem mit 81 Schwimmern hochkarätig besetztem Teilnehmerfeld, schwamm er in einer Zeit von 25,79 Sekunden auf einen beachtlichen 15. Platz. „Damit kann ich durchaus leben, die Zeit liegt knapp über meiner Zeit von den Deutschen“, so Fabian nach seinem Rennen. Den Hut darf man vor dem Spanier Mikel Bildosola Agirregomezkorta ziehen, der in einer Topzeit von 23,19 Sekunden einen neuen Europarekord aufstellte.
Bleibt zu hoffen, dass die Europameisterschaften in überschaubarer Zeit wieder „heimatnah“ stattfinden, um dabei zu sein! Wie der Veranstalter „durchsickern“ ließ, finden die 15. Europameisterschaften in zwei Jahren in London statt.